Russlands Präsident Wladimir Putin sieht in der Osterweiterung der NATO seit langem eine direkte Bedrohung der Sicherheit seines Landes. Nachdem Staaten des ehemaligen Warschauer Paktes, darunter auch die ehemaligen sowjetischen Teilrepubliken im Baltikum, sowie Nachfolgestaaten des blockfreien Jugoslawiens in den späten 90er und 2000er Jahren dem Bündnis bereits beigetreten sind, entzünden sich die Auseinandersetzungen heute am möglichen Beitritt Georgiens und der Ukraine: Russland, so Putins Überzeugung, sei vom Westen betrogen worden. Wurde sein Land nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion tatsächlich übervorteilt? Gab es Zusagen des Westens, dass die NATO sich nicht Richtung Osten ausweiten würde? Ein „gebrochenes Versprechen“? Welche Rolle spielt die Politik des Westens heute im Konflikt um die Krim und die Ostukraine? Die Historikerin Mary Elise Sarotte von der Johns Hopkins School of Advanced International Studies (SAIS) in Washington DC hat Einsicht in Akten genommen und Gespräche mit Akteuren geführt, um diese Fragen zu beantworten.